Auf der Haspa Hamburg zu den Kanaren


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Die letzten beiden Oktoberwochen durfte ich einen ganz besonderen Törn mitsegeln: Auf der Haspa Hamburg vom Hamburgischen Verein Seefahrt segelten wir von Lissabon über Poritimão und La Gomera nach Lanzarote – meine ersten Erfahrungen auf dem Atlantik!

 

Lange hatte ich mich auf den Törn gefreut und mir von Clubfreunden Ratschläge eingeholt, was alles zu beachten ist. Am Freitag den dreizehnten ging es dann endlich los und zum Glück ohne schlechtes Omen. Die beiden Schiffe des HVS, neben der Haspa Hamburg noch die Broader View, erwarteten uns in Cascais bei herrlichem Sommerwetter. Die Tage vor dem Auslaufen bereiteten wir das Schiff vor, bunkerten Proviant und genossen die Sonne am Strand. Nachdem wir unsere Abreise aufgrund von starkem Schwell von Hurrikan Ophelia um einen Tag nach hinten verschieben mussten, legten wir am Dienstagmittag endlich ab und machten uns auf den Weg zu unserem Zwischenstop in Portimão. Rund 20 Stunden segelten wir an der Küste Portugals entlang. Besonders in der Nacht war hohe Konzentration gefragt, da diverse Fischerboote ohne AIS unterwegs waren und teils nur schwer auszumachen waren. Bei Winden von bis zu 25 Knoten machte es uns auch die Atlantikwelle nicht grade leichter und Seekrankheit machte sich bei einigen mehr (bei mir zum Beispiel) oder weniger deutlich bemerkbar.

 

Nachdem wir in Portimão wieder Kräfte getankt und dem Boot den letzten Feinschliff verpasst hatten, legten wir tags drauf mit dem Ziel Kanaren ab. Seekrank wurde zum Glück niemand mehr und wir legten in 4 ½ Tagen die Strecke nach La Gomera zurück. Von wenig bis etwas zu viel Wind und Welle hatten wir alles dabei, überwiegend war uns Rasmus aber mehr als gnädig und bescherte uns eine absolut tolle Zeit an Bord. Unser Wachrhythmus von vier Stunden funktionierte hervorragend und man gewöhnte sich doch schnell daran. Bei zeitweiliger Flaute musste uns einige Male die Dieselgenua voranbringen, was bei Temperaturen von etwa 30 °C einlud ins Meer zu springen. Bei über 4000 Metern Wassertiefe war auch das ein bisher einmaliges Erlebnis.

 

Das Segeln durch die Nacht zählte bei sternenklarem Himmel zu einem weiteren Highlight. Die Milchstraße präsentiere sich in voller Pracht und selbst das Meer fing in der Gischt des Bootes an zu leuchten. Ebenfalls selbstverständlich war, dass man anderen Schiffen – vorzugsweise Frachtern – ausschließlich nachts begegnete. So hatten wir ein Aufeinandertreffen mit einem 800 Meter langen Schleppverband, dem wir im letzten Moment durch eine Q-Wende ausgewichen sind. Die Dimensionen und Entfernungen sind dann doch etwas ganz Anderes, als man es aus Steinhude gewohnt ist…

 

Nach vier Tagen zeigte sich dann frühmorgens Teneriffa mit dem Teide am Horizont und wir fuhren den ganzen Tag an der Küste entlang bis nach La Gomera. Dort verbrachten wir 1 ½ entspannte Tage, bevor wir uns auf das letzte Teilstück nach Lanzarote machten. Leider hatten wir zunächst wenig Glück mit dem Wind und mussten immer wieder zwischen Segel und Motor wechseln. Die letzten 30 bis 40 der insgesamt etwa 1200 zurückgelegten Seemeilen konnten wir dann nochmals herrlich unter Segel bestreiten und kamen an unserem Ziel, der Marina von Arrecife nach etwa 36 Stunden an und feierten den Abschluss gebürtig! Die Tage bis zum Rückflug nutzen die Crewmitglieder zum Entspannen, Erkunden der Insel usw. Ein Abend wurde zusammen mit der Crew der Bank von Bremen beim Tapas essen verbracht.

 

Nachdem wir das Boot abschließend klariert hatten, traten wir den Heimweg an. Die meisten verspürten doch einen gewissen Neid auf die nachfolgende Crew, die das Schiff im Rahmen der Atlantic Anniversary Regatta in die Karibik segeln darf. Eins steht fest: Das wird nicht mein letzter (Langstrecken-)Törn gewesen sein!

 

Lennart Eberlein