Ein Wochenende auf der J/70 – Ein Erfahrungsbericht


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„Was machst du nächstes Wochenende?“ – „Habe noch nichts geplant…“ – „Hast du Lust J/70 zu segeln?“

 


Ich als fast gänzlich Unerfahrener im Regattasegeln sollte mich auf der Alster als Vorschiffsmann versuchen. Problem ist: Ich habe noch nie auf dem Boot gesessen. Egal, das wird schon. Freitag die Tasche gepackt und ab auf die A7 gen Hamburg. Boot aufgebaut, gekrant und dann früh ins Bett. Am nächsten Morgen sollte mir im Schnellverfahren erklärt werden, was ich zu tun hab. So standen wir, Uwe, Alex, André und ich also Samstagmorgen um Neun im NRV auf dem Steg und mussten feststellen: Es ballert! In Böen sorgten bis zu 30 Knoten Wind erst einmal für Startverschiebung und unsere Trainingsrunde fiel auch ins Wasser. Kurz nach Mittag konnten wir auslaufen, eingepackt in alles was der Kleiderschrank hergegeben hat, und ich merkte schnell, dass das kein Zuckerschlecken wird. Gennaker rauf und runter war körperliche Schwerstarbeit, klappte aber einigermaßen. Fünf Wettfahrten waren für den Tag geplant und diese wurden von der Wettfahrtleitung auch in straffem Tempo durchgezogen. Steuermann Uwe hat uns souverän mit Nerven aus Stahl über den Parcours manövriert, während Alex und André hinter mir wirbelten. Viele Teams hatten mit dem starken Wind so ihre Probleme und auch wir blieben davon nicht ganz verschont. Doch durch gegenseitiges Helfen konnten die schwindenden Kräfte in Armen und vor allem Händen ausgeglichen werden. Im letzten Rennen des Tages konnten wir als Highlight einen vierten Platz ersegeln, sodass wir zwar als körperliche Wracks, aber mit breitem Grinsen im Gesicht in den Hafen zurückkehrten. Alles tat weh, aber der Spaßfaktor konnte dem locker kontern. Resultat des Tages: 11. Platz von 27 gestarteten Teams. Wir waren zufrieden! Nach dem wohlverdienten Abendessen war die Luft bei allen endgültig raus und die geschundenen Körper riefen nach einer Mütze Schlaf.

 


Das Aufstehen am Sonntag war wohl für niemanden eine Freude. Nach einem schnellen Müsli also wieder in die Segelsachen und rüber zum NRV. Der Wind war in Summe weniger als am Vortag, die Böen hatten es trotzdem in sich. Zur Freude aller wurden wir bei angenehmen 5°C zudem noch von oben nass. Egal, raus aufs Wasser und in nochmal fünf Wettfahrten alles gegeben. Der Wind entpuppte sich als ziemlich trickreich und reichte von „fast-nichts“ bis „viel-zu-viel“, sodass die Platzierungen etwas durchwachsen ausfielen. Im letzten Rennen konnten wir jedoch nach einer blitzsauberen Startkreuz das Luvfass als Erster runden und bei verkürzter Bahn als Zweiter durchs Ziel fahren.

 


Als Gesamtplatzierung sind wir mit dem erreichten 10. Platz super zufrieden, zumal diese Konstellation so vorher noch nie zusammen auf dem Boot gesessen, geschweige denn in irgendeiner Form trainiert hat. Einen riesen Dank an Uwe, Alex und André, die mich mitgenommen und ertragen haben. Meine Knie sind grün und blau, die Hände hinüber, aber das ist ganz egal. Ich hatte einen Riesenspaß und hoffe, dass wir es dieses Jahr nochmal zusammen aufs Wasser schaffen (vielleicht nach ein bisschen Training…). Herzlichen Dank auch an Caro und Niels für ein hervorragendes Bettenlager. Übrigens: Das J/70 Liga-Team sucht noch weitere SeglerInnen, die Lust haben sich ins Team einzubringen. Ich kann es nur wärmstens empfehlen!

 


Lennart Eberlein