Senioren Europameisterschaften 2018 in La Rochelle, Frankreich (05.-12.05.2018)


// Lasertagebuch

„Bonjour … et à bientôt…“  und „c’est la mauvaise catégorie, je suis classe deux…“

 

Vom Sailing World Cup in Hyères sollte mich der diesjährige Regatta-Terminplan direkt zu den Europameisterschaften der Laser in La Rochelle führen.Nach der Süd-Nord-Süd-Tour mit meinen Unikolleginnen, folgte nun also die Ost-West-Tour mit 915 Kilometer quer durch Frankreich, vom Mittelmeer an den Atlantik.Und nach nunmehr fast 8 Wochen im südlichen Europa, fühle ich mich schon fast als Südeuropäerin (s.o.).

 

Die EM in La Rochelle bringt viele Erinnerungen mit sich, hier segelte ich meine erste Weltmeisterschaft im Laser Radial, noch als Jugendliche U-17 Seglerin, ohne eigenen Coach, und  in einem Revier mit großer Tide, aber auch guten Windbedingungen. (…wer sich noch an meinen Daily-Report aus 2011 erinnert… J – ein Ritt auf der La Rochelle-Welle durfte als auch dieses Jahr nicht fehlen!)

 

Vorab, La Rochelle sollte seinem Ruf als top Segelrevier auch bei dieser EM wieder gerecht werden.

 

Ich nutzte die Woche vor der Regatta zur Reviererkundung, aber auch zum ausgiebigen Sightseeing mit befreundeten Seglerinnen in La Rochelle. – Eine tolle Stadt mit altem Hafen und Stadtkern, allerdings auch mit Relikten aus der Zeit der deutschen Besatzung Frankreichs. Wir sahen uns einen alten Luftschutzbunker an, der als Museum erhalten wurde, für mich als junge Frau doch sehr bedrückend. Später hatte ich auch noch die Gelegenheit die U-Boot Bunker in La Pallice aus der Ferne zu sehen, an denen auch der bekannte deutsche Film „Das Boot“ gedreht wurde.

 

Zu meinem Glück reiste Papa extra  aus Deutschland an, um mich bei dieser hochkarätigen Regatta zu betreuen. – „Team Coolman“ war also wieder vereint! Drei Tage hatten wir zur weiteren, intensiven Reviererkundung; Papa hatte sich bereits zu Hause mit den Strömungskarten eingedeckt und vertraut gemacht und zudem gab es mal wieder etwas weniger Wind. Die Vermessung verlief wie üblich, schleppend und sehr genau aber „pas de problèmes“ (ohne Probleme).

 

Am Tag vor der Eröffnung ist Papa dann, aber auch noch unglücklich mit dem Fuß umgeknickt und blieb lieber auf dem Campingplatz, so nahm ich zusammen mit den anderen Deutschen und den restlichen Nationen an der sehr gelungenen Eröffnungsfeier teil  (…ich hatte noch nie einen Pizza-Bringdienst das Eröffnungsbuffet gestalten sehen, doch das war wirklich eine tolle Idee!).

 

Wie bei allen großen Regatten üblich, wurde bei 93 Starterinnen das Feld in 2 Gruppen für die Qualifikations-und anschließende Finalserie aufgeteilt.  Die Konkurrenz war extrem hochklassig, viele Nicht-Europäerinnen nahmen die offene Europameisterschaft als ein Testevent auf der Europatour wahr. Also mal wieder Hauptfokus und erste Ziel das Erreichen der Gold-Fleet, welche dieses Mal nach 6 Rennen, also genau der Hälfte der 12 Ausgeschriebenen, eingeteilt werden sollte.

 

Mittlerer Wind am ersten Wettfahrttag, mit den Plätzen 15 und 14 gelang mir ein solider Einstieg in die EM. Am zweiten Tag nahm der Wind zu und ein weiterer Platz 14, aber auch ein 23. standen nun auf meinem Scoring-Board.

 

Der dritte und somir Schlusstag der Quali wartete noch einmal mit anspruchsvollen Bedingungen, hohe Wellen und Wind um 5-6 Bft. Im ersten Rennen des Tages hatte ich einen perfekten Start, die erste Kreuz erwischte ich auf der richtigen Seite und kam als 3.Platzierte an der Luvtonne an, beim Abfallen knackte es und ich bemerkte, dass mein Großbaum am Beschlag des Baumniederholers angebrochen war. Mir schoßen zich Gedanken durch den Kopf… aufgeben oder nicht… es drauf ankommen lassen?!  Ich musste die ersten vier Gegnerinnen bereits  auf dem Reach zum Outerloop passieren lassen, der Vormwind mit total losem Niederholer glich bei dieser Windstärke einem Tanz auf der Rasierklinge, die zweite Kreuz war ein elender Kampf, aber der Baum hielt bis Wettfahrtende durch. Platz 10 in einem kuriosen Rennen.  (…vielleicht sollte ich immer mit angebrochenem Baum segeln… mein bestes Rennen der Europameisterschaft! 😛 J)

 

In der Pause zwischen den Läufen besorgte ich mir dann einen Reservebaum von einer deutschen Seglerin vom DSV-Coachboot (Hier an dieser Stelle noch einmal ein Dank an Laura!!!). Die Bastelei war nervenaufreibend, da der Baum „roh“ und ohne weitere Beschläge und Blöcke war, da diese Seglerin mit einem anderen System im Unterliekstrecker segelt. Wir schafften es noch rechtzeitig zum 2. Tagesstart, aber die Konzentration aufs Rennen war dahin. Platz  23, würde das für die Gold-Fleet reichen?

 

Es reichte sogar deutlich:  „Goldfleeeeeeeeeet !! ;-)“

 

Nach dem dritten Tag lud der Veranstalter SRR dann zur Midweek-Party ein, es gab sehr leckeres Gegrilltes und Salate und erstaunlicherweise keine lokalen, französischen Spezialitäten.

 

Die Geschichte der Finalserie ist relativ unspektakulär:  in der nunmehr bärenstarken Gold-Fleet segelte ich mit den Plätzen 35, 19, 34, 26, 27 und 37 durchwachsen, aber mit dem Platz 39 im Endergebnis der European Trophy (Platz 33 European Championship (ohne Int. Seglerinnen))als zweitbeste deutsche Seglerin bin ich doch zufrieden.

 

Nun geht es, nach 2 ½ Monaten in Südeuropa,  erst einmal zurück nach Deutschland, als nächstes steht dann die YES-Young European Sailing in Kiel an, quasi die Generalprobe bevor es dann zur finalen deutschen WM-Ausscheidung im Rahmen der Kieler Woche kommt.

 

Und bis dahin heißt es noch einmal Segeln, Segeln, Segeln und Sport um top vorbereitet zu sein um meinem ersten Ziel der Saison ein Stück näher zu kommen!

 

Bis bald im SLSV,

Eure Pia