Und dann bin ich kurz hier und dann bin ich dort und dann geht’s ja auch schon auf zur EM!


// Lasertagebuch

Seit meinem Bericht „Ready for worlds“ ist einiges passiert  und ich habe viel erlebt, sodass ich leider erst jetzt die Ruhe finde, einen ordentlichen Bericht für mein Lasertagebuch zu schreiben…

 

Im August (19.-26.08.2017) fand die WM in Medemblik statt, bedauerlicher Weise verlief sie nicht nach meinen Vorstellungen; mein Ziel die Top 25 zu erreichen verfehlte ich leider um etliche Bootslängen.
Die zumeist vorherrschenden leichten und drehenden Winde in den 9 Qualifikationsrennen machten die WM zu einem echt „toughen“ Event. Als der Wind im dritten Rennen dann gen Leetonne auch noch abflaute und es um die Positionierung um die Lee-Gate-Tonne ging, fing ich mir ärgerlicher Weise eine „Gelbe Flagge“ (720°-Strafe) von der Jury ein; nun hieß es also „Achtung!“ und nicht so  „aggressiv-aktiv Pumpen“, denn bei einer zweiten Flagge müsste ich das Rennen aufgeben. Am dritten Qualifikationstag hatten wir dann (endlich) mal etwas mehr Wind. An diesem Tag segelte ich wirklich super und konnte in den Rennen sogar an die Weltspitze heran schnuppern (oben an der Luvtonne, nach der ersten Kreuz Platz 2 und 3 J). Durch die „Gelbe Flagge“ vorbelastet, war ich jedoch auf den Vormwindkursen ziemlich eingeschränkt, sodass die Weltspitze im wahrsten Sinne des Wortes einfach nur so „vorbei flog“. Platz 7 und Platz 8 im Ziel waren unter diesen Umständen dann doch eine gute Leistung, welche mich letzten Endes soeben ins Goldfleet spülte bzw. rettete.

 

Zufrieden war ich mit diesem knappen Ergebnis natürlich nicht und wollte in den Finalrennen noch einmal voll angreifen, doch viele essentielle Fehler, wie z.B. von der linken Kreuzseite, ohne Wegerecht, an die Luvtonne heranfahren und die bereits großen Punktabstände verhinderten eine bessere Platzierung. (Meine Serie: Q25, Q26, (Q42), Q29, Q7, Q8, Q24, Q32, Q32, F36, (F44))

 

Insgesamt also Platz 49 von 99 (und dritte Deutsche Seglerin) auf meinem Saisonhöhepunkt, der WM in Medemblik. Weltmeisterin wurde die Olympiasiegerin Marit Bouwmeester (NED), Silber ging an Evi van Acker (BEL) und Bronze an Manami Doi (JPN).

 

Am Samstag reiste ich dann direkt nach der Regatta bzw. der Siegerehrung ab, da ich am Montag schon (mal) zur Uni in Kiel musste.

 

Die nächste(n) Woche(n) sollten nun ganz im Zeichen der Uni stehen. Ein Blockseminar am Montag, dann folgte von Dienstag bis Donnerstag gleich eine (ozeanographische) Exkursion auf dem Forschungsschiff „Alkor“, mit dem es forschender Weise von Kiel nach Warnemünde ging. Super aufregend und spannend! Und das bei perfektem Wetter (Sonnenschein und leichte Brise). J

 

Nach einem kurzen Wiedersehen mit Fabi ging es für mich am folgenden Samstag (04.09.2017) mit dem Flieger in Richtung Bristol/ Großbritannien – Ellie, meine britische Segelfreundin besuchen. Einige Tage in Bath mit Ellies Familie (Sightseeing-Tour und Ellie’s Geburtstagsfeier) und dann auch noch zweieinhalb Tage in Weymouth/Portland, an denen wir am  britischen Stützpunkt unter der britischen National-Trainerin Penny trainierten. J

 

Kaum war ich wieder in Deutschland angekommen, ging es nach einem anstrengenden Wochenende dann auch schon gleich wieder auf eine (meteorologische) Uni-Exkursion auf die Insel Sylt. Eine Woche Handmessungen des Wetters durchführen… und das bei wirklich jedem Wetter! – Doch mit meinem Ölzeug und meinen Leder-Segelstiefeln war ich natürlich wirklich am perfektesten ausgestattet  J 😛 Am Mittwoch erreichte uns auch dort das zu der Zeit wütende Sturmtief „Xavier“. Mein Glück: zu dieser Zeit musste ich nicht messen und konnte mir die 11 Windstärken, direkt von der offenen Nordsee kommend, am Strand und auf der Dünentreppe, natürlich in Ölzeug, um die Nase wehen lassen. J Mal eine ganz andere Seite des Windes, die man als Segler sonst so gar nicht so mitbekommt, denn wenn zu viel Wind zum Segeln ist, dann rennt man ja eigentlich nicht noch zwingend durch die Gegend…

 

Die nachfolgende Woche hätte ich dann eigentlich mal meine Übungen für die Uni machen sollen, doch etwas Wichtigeres stand an – ich musste mir neue Mitbewohner für meine WG suchen, da meine beiden Mitbewohnerinnen zum Oktober hin, nach Beendigung ihres Studiums auszogen.  Daher eine Woche voller WG-Castings, da die Nachfrage in Kiel einfach riesig ist.  Letztendlich entschied ich mich für zwei Jungs; der eine hat sogar auch einen Laser und der geht Kitesurfen… also auch beide Wassersport verrückt, genauso wie ich J

 

Ende September stand dann auch schon die Internationale Deutsche Meisterschaft  (IDM) in Berlin am Wannsee im VSaW (28.09.-02.10.) und im direkten Anschluss die EM in Barcelona (01.10.-08.10 –> Segeln begann hier glücklicherweise jedoch erst am 03.10.) vor der Tür.

 

Ein echter Spagat mit den zwei Events und ohne die Hilfe von Mama, Papa, Oma, Opa und Fabi kaum zu bewerkstelligen. Per Wohnmobil und Anhänger ging es für Fabi und mich am Mittwoch 27.09. in Richtung Wunstorf, dort wurde dann alles für Berlin auf den Anhänger und alles für Barcelona in den VW Caddy gepackt. Am 28.09. ging es für uns weiter nach Berlin und am Samstag, den 01.10. für Papa mit Auto und Boot auf dem Dach nach Barcelona. Während ich in Berlin segelte, kämpfte Papa sich durch sämtliche Baustellen auf den Autobahnen und erledigte dann noch die Vermessung und auch die Registrierung zur EM vor Ort in Barcelona für mich.

 

Die Bedingungen am Wannsee waren derweil sehr speziell und so wie die Berliner sagten „überhaupt nicht Wannsee-typisch, doch er zeigt sich wirklich von der besten Seite!“. Also nicht so wie man das aus Erzählungen kennt: kein Wind und dümpeln… nein wir hatten wirklich guten Wind und sogar ein paar Wellen, größtenteils aber Wellen der Berufsschifffahrt. Echt kompliziert die Fähren in seine Taktik mit einzubeziehen! Zwei Mal war ich die „Gelackmeierte“,  die darunter litt und so, ziemlich viele Plätze auf einen Schlag verlor. Im dritten Rennen riss mir  dann auch noch nach einem perfekten Start und voller Feldkontrolle meine Groß-Schot. Schnellstmöglich fädelte ich sie wieder ein, doch kostete mich dies einfach so viel Zeit, dass ich mit 200m Abstand zu dem Letzten wieder versuchte aufzuholen.

 

Das einzig „gute“ Rennen in dieser Woche, war für mich das Medal-Race der besten Zehn Seglerinnen. Nach langer Führung verlor ich dann jedoch auf den letzten Metern des Vormwindkurses durch eine Böe, die nur die hinter mir liegende Hannah Anderssohn erreichte, die damit vorbei zog und so wurde ich in diesem Lauf leider nur noch Zweite.Generell war die Woche irgendwie der Wurm drin, ich versuchte so vorausschauend und aufmerksam wie möglich zu segeln, doch irgendwie klappte es  trotzdem nicht so wie ich es mir vorstellte… ich hatte fast das Gefühl „da wo Pia ist, ist immer weniger Wind, nicht  die Böe bzw. nicht der Dreher…“

 

Mit Platz 6 von 23 Starterinnen, einer Urkunde der DSV und einem kleinen Silber-Pokal blieb ich dennoch weit hinter meinen Erwartungen zurück. Deutsche Meisterin ist Hannah Anderssohn (WSC 1925) geworden, Platz 2 ging an  Julia Büsselberg (VSaW) und Platz 3 an Franziska Goltz (SSV 1894).

 

Nach der Siegerehrung der IDM ging es dann direkten Weges zum Flughafen Berlin Schönefeld, denn um 19:40 Uhr startete der Flieger nach Barcelona, wo Papa dann auch schon als Empfangskomitee am Flughafen auf Fabi und mich wartete.

 

Am 03.10. ging es morgens direkt zum International Barcelona Sailing Center, wo kurze Zeit später vom Race Committee verkündet wurde, dass das RC sich mit dem General-Streik in Katalonien, im Zuge des Unabhängigkeits-Referendums, solidarisch erklärte und wir daher an diesem Tag nicht segeln werden. Ob man darüber lachen oder weinen sollte, wussten wir in dem Moment leider selbst nicht. Auf jeden Fall stand bei ziemlich vielen Seglern der Mund erst einmal eine ganze Weile offen. Auf Grund der Tatsache machten wir an diesem Tag einen langen Spaziergang und ein bisschen „Hafen-Sightseeing“.
Die nächsten Tage konnten wir dann aber zum Glück segeln. Unterschiedlichste Bedingungen; große Wellen mit wenig Wind (viele Seglerinnen und Volontärs sind Seekrank geworden), ordentlich Wind mit kleineren Wellen und 20m Strom und wenig Wind mit weniger Welle. Also für jeden etwas dabei!

 

In der zweiten Wettfahrt wäre ich dann auch fast zu früh gestartet, da ich meinen Countdown an der Regattauhr falsch gestellt hatte. Bei 1min und 3 Sek. fuhr ich mit Vollspeed gen Linie und wunderte mich einfach nur, warum die anderen dann noch alle standen – großes Glück: ich konnte den Frühstart durch starkes Abfallen gerade noch verhindern, trotzdem war das Rennen quasi schon gelaufen, weil ich durchgängig mit den Gedanken bei der unnötigen Situation war.

 

Am zweiten Segeltag hatten wieder etwas mehr Wind, wo ich einige gute Ergebnisse erzielte, Platz 6, Platz 4 und Platz10 und dabei extrem viel Spaß hatte, zudem qualifizierte ich mich mit diesen drei „Top-Ten“ Ergebnissen sicher im Goldfleet. Die Finalserie fiel mir dann nicht mehr so leicht, ich musste um jeden Platz hart kämpfen, doch ein 12. Platz im letzten Race war ein genialer Abschluss der recht guten EM. (Meine Serie: Q10, (Q36), Q6, Q4, Q10, (F43), F37, F20, F30, F43, F12)

 

Insgesamt wurde ich ihm Rahmen der European Trophy (weil auch internationale Starter dort waren) Platz 30 von 90, nimmt man die int. Segler heraus  habe ich bei der Europameisterschaft den 26. Platz von 82 erreicht und bin damit zweit platzierte Deutsche Seglerin geworden. Europameisterin wurde Olympia- und WM-Erste Marit Bouwmeester (NED), Silber ging diesmal an Anne-Marie Rindom (DEN) und Bronze an die Griechin Vasileia Karachaliou.

 

Am Sonntag nach dem Segeln und der Siegerehrung machten Fabi und ich uns dann auch gleich auf den Weg nach Hause, wir fuhren die gesamte Nacht abwechselnd durch und erreichten Montagmittag Wunstorf. Nach kurzem Aufenthalt mussten wir uns Richtung Kiel aufmachen, da bei mir einige Abgaben und Prüfungen von meinen Uni-Exkursionen anstanden. (…habe ich trotz Segelei alles geschafft und meine Prüfung sogar ziemlich gut bestanden J)

 

Da die EM noch nicht das Alles gewesen sein sollte, ging es für mich am Wochenende, 21./22.10. noch zum Herbstpokal nach Schwerin. Mama und Papa waren mit dem Wohnmobil vorgefahren, sodass ich unter der Betreuung von Mama und Papa auch noch einmal die Möglichkeit hatte eine deutsche Regatta zu segeln. Eins kann man sagen – Kalt war es! Schweine kalt! Doch trotz Kälte segelte ich recht gut in den 7-9 Knoten Wind. Doch gegen die bärenstarke „Leichtwindrakete“ Julia Büsselberg (VSaW), sechs erste Plätze an diesem Wochenende, kam niemand an. Auch nicht mein Trainings-Teamkollege Felix Laukhardt aus Hessen. Somit Platz 3 von 33 Startern für mich. Doch viel mehr als um das Segeln ging es bei dieser Regatta noch einmal darum, alle bekannten Gesichter bevor es kalt wird, der Winter einsetzt und das Segeln erst einmal eine Pause einlegt, wiederzusehen.

 

Die nächsten eineinhalb Wochen nach dem Herbstpokal lag ich dann auch leider flach mit Erkältung im Bett…

 

Doch kaum war ich wieder fit ging es für mich als Vorstand Jugend nach Berlin zur Vorstands- und Bereichssprecher-Sitzung der deutschen Laserklassen Vereinigung (DLAS). Und nun wo ich endlich mal wieder fit bin und im gewissen Sinne auch Zeit habe, nutze ich die letzten Tage (bis 13.November darf man den Sporthafen noch nutzen) in Schilksee, um segeln zu gehen.

 

Ja es ist kalt, doch ist/war der Wind momentan einfach zu genial um nicht Segeln zu gehen! OSTWIND! Und Welle! Also ein perfekter „Abschluss“ für meine Segelsaison hier in Kiel!

 

Wie genau meine weitere Planung aussieht, weiß ich noch nicht. Ellie meine britische Segelfreundin wird nicht länger Mitglied im britischen Team sein und hat daraufhin zwei ihrer drei Laser verkauft und stattdessen einen 49er-Skiff für sich und ihre Schwester gekauft. Die restlichen Briten fahren zum Wintertraining nach Gran Canaria, was extrem teuer wird (Bootscharter, Flüge etc.), dies kommt also dieses Jahr nicht für mich in Frage…

 

Viele Antworten auf versendete Anfragen an internationale Seglerinnen stehen noch aus, doch vielleicht ergibt sich ja bald ein genauso tolles Angebot wie letztes Jahr für meine Wintersaison!!!

 

Eins steht fest, ich möchte mich im nächsten Jahr für die World Sailing WM in Aarhus/DEN qualifizieren (4 deutsche Startplätze im Laser Radial), denn dort werden dann auch schon die ersten Tickets für die Olympischen Spiele in Tokyo 2020 vergeben. Doch dafür muss ich mich ordentlich vorbereiten und zu den Qualifikationswettkämpfen wie z.B.  Princess Sofia Regatta in Palma de Mallorca fahren.

 

Drückt für mich die Daumen, dass das alles so klappt! J

 

Zum Schluss noch einmal vielen, vielen, lieben Dank an den SLSV, die Mitglieder, SVN, Stadtsparkassen Sportsfond Hannover und alle privaten Förderer, die mich in meiner Saison 2017 unterstützt haben!
Aber ein wirklich ganz besonderer Dank gilt meinen Eltern, Großeltern und Fabi die mich in jeglicher Hinsicht in meiner Saison 2017 so unglaublich unterstützt haben und ohne die diese Saison so auch gar nicht möglich gewesen wäre!!!

–Danke!

 

Wir sehen uns bestimmt bald mal wieder im Verein!

Liebste Grüße,

 

Eure Pia