Pia bei der WM in Arhus


// Lasertagebuch

Hempel Sailing World Championships Aarhus 2018

 

Wie zuvor berichtet hatte ich mich mit meinem doch recht guten Ergebnis der Kieler Woche für die WM aller olympischen Bootsklassen in Aarhus/Dänemark qualifiziert. Nachdem der letzte Vorbereitungswettkampf, der Laser Europacup im Rahmen der Warnemünder Woche mit Bravour bestanden war- Platz 3 bei den Damen (Platz 4 ingesamt), ging es für mich auch schon in Richtung Dänemark zum ersten Training auf den WM-Revier. Die Laser waren zum Vortraining im Hafen von Egå untergebracht, da die Veranstalter keine privaten Laser auf dem WM Gelände zuließen, lediglich die Charter-Boote, die für dieses Event verpflichten waren durften dort liegen. Da die meisten jedoch keine („early“) Pre-Charter hatten, konnte ich mich dort in Egå vielen internationalen Trainingsgruppen anschließen. Startübungen und Trainingsrennen auf den geplanten Regattabahnen vor Ort standen für alle besonders im Fokus. Die Bedingungen waren sehr unterschiedlich, sowohl Hängebedingungen, als auch gar kein Wind; Welle, Wind aus allen Richtungen und zudem extreme Dreher, Strömungen die nicht unterschiedlicher hätten sein können und Windlöcher, die einfach alles möglich machten. –einfach sehr tricky Bedingungen!!!

 

Nach einem kurzen Zwischenstopp von drei Tagen in Kiel, um Fabis bestandene Ausbildung zu feiern und zum Ed Sheeran Konzert in Hamburg zu fahren, ging es dann auch schon wieder zurück nach Aarhus. Mit Erhalt der Akkreditierung  (gleichzeitig auch ein Busticket), begann nun auch  die Pre-Charter und die Lasersegler verlagerten sich von Egå auf das Event-Gelände in den Boatpark 3.  Dort bestand nun auch die Möglichkeit meinen „Begleiter“ für die WM bei Ziegelmayer vor Ort zu übernehmen. In Anlehnung an einen meiner Lieblingsfilme, der auch jedes Jahr vor der WM noch mal geschaut werden muss bzw. musste, „not“-taufte ich mein Boot „Coolrunnings“. Weitere Trainingstage mit internationalen Gruppen bzw. Seglerinnen, wie meine britische Freundin Clemmie folgten mit dem Charter-Boot und selbstverständlich auch ein bisschen Sightseeing.  Und am 27. Juli reiste dann auch endlich Papa an um mich als Coach zu unterstützen. Die offizielle Vermessung, die dieses Mal in einem Zelt stattfand, zog sich, doch trotzdem war alles regelkonform an meinem Boot. Die Anmeldung erfolgte danach, wo wir auch ein tolles Überzieh-Lycra mit Nationenkennung für die Wettfahrten bekamen.

 

Mit der offiziellen Eröffnungsfeier aller Klassen, die live im dänischen TV übertragen wurde, erlebte ich mit meiner ehmaligen Laser-Kollegin Constanze Stolz (s. Fotos) und langsam stieg  dann auch die  Aufregung und ich konnte es kaum mehr erwarten in die Regattaserie zu starten. Das erste Ziel war ganz klar (…wie immer…) den Sprung in die Goldfleet schaffen.  Am ersten Tag hatte ich einen soliden Einstieg, Platz 17 und 28, wobei Platz 28 noch kein Streicher sein musste… aber viel wichtiger, keine Flagge und keinen Frühstart. Das dritte Rennen am nächsten Tag brachte mich dann etwas in Bredouille, auf dem letzten Vormwind wollte ich an Position 10 liegend einfach viel zu viel und bekam eine gelbe Flagge, „unerlaubter Vortrieb“ von der Jury. Nachdem ich meine 720°-Drehung absolviert hatte reichte es trotzdessen zu Platz 13. Leider mal wieder zu viel riskiert und das obwohl noch drei weitere Quali-Wettfahrten zu segeln waren. Quasi komplett eingeschüchtert war der vierte Lauf natürlich nicht der Hit –Platz 44. Es war klar, ich musste mich noch etwas steigern, sonst würde das mit der Goldfleet ganz schön knapp werden, auch durfte ich mir keine  weitere Flagge oder einen Frühstart einfangen. Der Druck war hoch, der Song „Rise above it“ aus dem Film „Coolrunnings“ war am nächsten Tag auf der Busfahrt zum Hafen zu hören und trotz der Einschränkung durch die Flagge schaffte ich es die Qualifikation doch noch mit zwei (ausreichend) guten Läufen zu beenden, Platz 26 und 23.

 

Besonderheit bei dieser WM waren die Reservetage zwischen Quali- und Finalserie sowie dem Medalrace, so war nach den ersten sechs Rennen ein Sightseeing-Shopping-Kulturtag in Aarhus mit einem Besuch im Wikingermuseum für Papa und mich möglich.

 

Gut regeneriert und mit frischer Energie ging es in die Finalserie, doch die begann erst einmal mit Startverschiebung, zudem war die Laser Radial Goldfleet auf dem Stadium-Course, der Medienbahn, wo die Liveübertragung stattfand, vorgesehen. Nachdem die Laser Standards bereits unter schwierigen Windbedingungen vor uns ihre Rennen durchbekamen, konnten wir dann am späten Nachmittag endlich bei Leichtwindbedingungen ein Rennen segeln; anfänglich besser gelegen, rettete ich mich auf Platz 23. Das folgende „Schweinerennen“ wurde an der Luv-Bahnmarke abgebrochen und wir konnten nach der langen Warterei und dem ewig langen Tag endlich ab nach Hause. Der zweite Qualitag war ähnlich, Warterei, nette Gespräche mit internationalen Seglerinnen, spätes Auslaufen und auf dem Wasser ein weiteres abgebrochenes Rennen und dann lediglich ein Rennen im Ziel. Eine aufziehende Gewitterfront mit „heavy rain“ und Schauerböen (35 Knoten, 7-8 Bft) bedeuteten „heute keine Wettfahrten mehr“. Klitschnass kamen wir zunächst im Hafen und später am Wohnmobil an. Zwei weitere Finalrennen fehlten noch, diese mussten am 2. Reservetag vor dem Medalrace, nachgeholt werden. Am nächsten Morgen wachte ich mit Halsschmerzen, einem Schädel und einem richtig schlappen Körper auf. Hundeelend machte ich mich zusammen mit Papa s auf den Weg in den Hafen, wo es dann auch mal pünktlich aufs Wasser ging. Leichtwind und Dreher auf Bahn „Echo“, einer Bahn auf der ich bzw. wahrscheinlich kein Lasersegler bisher trainiert hatte,  brachen mir an diesem Tag einfach das Genick, zunächst noch mi Mittelfeld verlor ich die Konzentration, aus Kampf wurde zusehends „Krampf“ ,  Platz 41 und Platz 50 , analog zu meinem Gesundheitszustand verschlechterten sich auch meine Zieleinläufe.

 

Letztendlich reichte es zu Gesamtrang 47 von 119 Starterinnen, zweitbeste Deutsche und trotzallem leider nicht zu meinem großen Ziel, der Bestätigung des Kaderkriteriums des DSV („Top 25“).

 

Ja, wie ordne ich dieses Ergebnis ein? …einerseits habe ich auf einem sehr schwierigem Revier bei unterschiedlichen Bedingungen, eine ordentliche Performance abgeliefert, den letzten Tag einmal ausgenommen. Ich hätte gerne mehr gewollt und ich bin wohl auch näher an die Laser-Spitze herangerückt, … also Wunden lecken und weitermachen.

 

Den Nationen-Platz der Laser Radial Frauen für die olympischen Spiele in Tokyo 2020 hat übrigens Svenja Weger gerade so sichern können. – Glückwunsch dazu!

 

Nun saß ich drei Wochen nicht mehr aufm Boot und starte langsam wieder in meine Trainingsroutine, am Wochenende steht dann der Laser-Cup (08./09.09.2018) im HYC auf unserem geliebten (,zur Zeit unglaublich flachen) Steinhuder Meer an. Oder auch: mein 10 jähriges Laser-Jubiläum steht an!!! J Unglaublich wie die Zeit verrennt!!! Vor 10 Jahren saß ich das erste Mal auf einem Laser und segelte meine erste Laserregatta… damals durfte ich mir den Laser samt Radial-Rigg von Alex Reichel ausleihen und landete auf Platz 4!!! J

 

Nach dem Laser-Cup steht dann noch ein bisschen Training in Kiel an und dann geht es auch schon auf in den Süden Deutschlands – an den Ammersee zur Internationalen Deutschen Meisterschaft (und vielleicht auch das erste Mal für mich aufs Oktoberfest…)!

 

Vielleicht sehen wir uns am Wochenende ja im SLSV,

bis bald,
eure Pia