Home Sweet Home – Planänderungen durch Covid-19


// Lasertagebuch

Zuallererst: ich hoffe es geht allen Clubmitgliedern, Angehörigen, Lesern und Supportern gut! Ich bin heile zu Hause und harre der Dinge ganz im Sinne von #wir bleiben zu Hause aus!

 

Daher nutze ich nun die Zeit sinnvoll für Aufgaben die sonst einfach viel zu kurz komme und habe mir daher vorgenommen auch um mal wieder einen längeren Bericht zu schreiben. -ich meine selbst zum Lesen haben die meisten von uns jetzt ja auch mal Zeit 😉  Wo fange ich am Besten an?!

 

Australien:
Der letzte Tag der WM wurde noch einmal zu einem echten Krimi. Anders als die Vorhersage versprach wurde der Wind sehr instabil, sodass in stark drehenden und böigen (3-9 Knoten) Bedingungen noch ein Rennen mit Hängen und Würgen gesegelt werden konnte. Nach einem ziemlich schlechten Start und einer Aufholjagd schaffte ich es mich auf Grund meines super Leichtwind-Vormwindspeed auf Platz 26 zu retten. Es folgte eine lange Warterei auf dem Wasser, doch der immer instabilere Wind ließ einfach keine weiteren Rennen mehr zu.

 

Somit beendete ich die Weltmeisterschaft 2020 in Australien mit dem 37. Platz von 106 Starterinnen und segelte mein bisher bestes WM-Ergebnis aller Zeiten.

 

Meine restlichen vier Tage in Australien verbrachte ich noch mit Sightseeing und Reisevorbereitung. Auf Grund der Corona-Situation musste mein eigentlicher Rückflug von Melbourne über China nach Frankfurt umgebucht werden. – hierbei mal wieder einen riesigen Dank an Reisebüro Gebhardt und meine Mama! Doch anstatt meiner 46Kilogramm plus 8 Kilo Sportgepäck, die ich mit nach Australien nehmen konnte, „durfte“ ich bei Qatar Airways lediglich 30kg Freigepäck mitnehmen. Jedes Extrakilo sollte 70 US-Dollar kosten… sodass ein anderer Plan hermusste. Folglich machte ich mich am Samstag auf nach Moorabbin zum Logistikunternehmen Pack& Send, um dort ein Paket mit meinen „übrigen“ Sachen zurück nach Deutschland loszuschicken.
Am Montagabend, dem 02. März, ging es dann nach, unglaublichen, 63 Tagen in Down Under – mit überwältigen Erlebnissen, faszinierenden Begegnungen, ‘zig neuen Kontakten und tollen Erfahrungen- mit Mundschutz und Handdesinfektion im Handgepäck wieder Richtung Deutschland.

 

Nachdem die Medien zu diesem Zeitpunkt schon von Kontrollen auf den Flughäfen sprachen, war ich bei meiner Ankunft in Frankfurt natürlich auf alles vorbereitet, doch konnte ich ohne weitere Kontrolle in Papas Arme fallen.

 

Auf der Fahrt nach Hause schneite es dann auch erstmal… ich sage nur Katastrophen-Pia is baaaack! 😊

 

„Home Sweet Home die Erste“:
Zu Hause angekommen, wurden natürlich erstmal alle ordentlich geknuddelt und dann gab es einen ausführlichen „Reisebericht“ beim Essen. Als Überraschungsgäste kamen dann Sophia und Carsten vom SLSV vorbei… 😊

 

Ein paar „ruhigere“ Tage mit Wohnmobil packen, einem kurzen Zwischenstopp in Kiel und einem Besuch am Olympiastützpunkt Niedersachsen zur sportmedizinischen Untersuchung folgten. Schon während meiner Untersuchung war das Thema „Corona“ zwischen dem medizinischen Personal Thema; in diesem Moment dachte ich mir jedoch noch nicht allzu viel dabei…

 

Und dann ging es knapp eine Woche nach meiner Rückkehr aus Australien auch schon wieder zum nächsten Qualifikationsevent nach Mallorca, der Princess Sophia Trophy.

 

Auf dem Weg nach Mallorca:
Nachdem meine Co-Pilotin, Sophia am Dienstagmittag eintraf, starteten wir unsere Anreise nach Mallorca. Geplante Ankunft zur Fähre in Barcelona war Donnerstag, 12.03. abends um 20:00 Uhr, also genug Zeit um entspannt nach Spanien zu kommen.
Nach einem Übernachtungsstopp, auf einem Campingplatz im Dreiländereck, ging es am nächsten Morgen über die Grenze, weiter nach Frankreich. Trotz leicht mulmigen Gefühls, nach Sichtung  einiger „Corona-Warnungen“ auf den Autobahn-Anzeigetafeln im Elsass, schafften wir es an diesem Tag bis nach Südfrankreich in das Dorf Marseillan Plage, wo wir auf einem bezahlten Wohnmobilstellplatz unser Nachtlager aufschlugen.

 

Mach dem Frühstück lockte uns das „Meerweh“ dann noch einmal kurz an den Strand und den kleinen Hafen von Marseillan Plage, bevor wir uns weiter auf den weg gen Barcelona machten.
Auf der „Autoroute de Soleil“ erreichte uns dann 225km vor dem Fähranleger in Barcelona die erschreckende Nachricht, dass die Princess Sophia Regatta auf Grund der Covid-19 Umstände leider abgesagt werden musste.

 

Wir hielten am nächsten Rastplatz und beratschlagten uns kurz und trafen die Entscheidung zur sofortigen Heimreise; die Fährgesellschaft war zu informieren und auch der Segelclub, wo wir am Strand campen wollten, last but not least waren auch noch meine Standortmeldungen für die NADA (Nationale Anti Doping Agentur) zu aktualisieren/anzupassen. Wir drehten bei nächster Gelegenheit und ab da quasi mit fliegenden Fahnen Richtung  Deutschland. Wer hätte am Morgen gedacht, dass Marseillan Plage quasi unser Sightseeing-Spot der Reise wird… wenigstens hatten wir das Mittelmeer schon einmal aus der Nähe gesehen… 😉

 


Auf dem Weg zurück nach Hause:
Auf dem Weg überschlugen sich dann auch die Nachrichten bezüglich des Corona-Virus; es war der Donnerstag an dem die „Grenzkontrollen“ eingeführt wurden. Nach knapp 800km erreichten wir dann endlich um 01:20 Uhr die deutsche Grenze, an der wir dann natürlich (wie schon fast erwartet mit einem Wohnmobil) auch „kontrolliert“ wurden: „Wo kommen sie her, wo wollen sie hin und sind alle in diesem Auto gesund?“ – Na klar, sind wir!!!


Wir durften passieren und fuhren dann wieder auf den Campingplatz der Anreise, um dort zu übernachten, bevor es am nächsten Tag weiter nach Hause gehen sollte. Anders als wir das von der Fahrt in Frankreich kannten, hatten wir am nächsten Tag dann mit jeder Menge Stau zu kämpfen. Trotz Planänderung war die Stimmung im WoMo gut und wir einfach nur überglücklich mit unserer Entscheidung zur Rückkehr.


Gegen 19:45 Uhr kamen wir dann zu Hause an, wo Sophia und Ich dann auch überglücklich und erleichtert von unseren Eltern empfangen wurden.


Für die beste Teamshirt-Designerin, Reisebegleitung, Co-Pilotin und DJane geht mein Dank an Sophia!!! Dich nehme ich immer wieder mit! 😊

 

„Home Sweet Home die Zweite“:
Ja… da bin ich nun, zu Hause bei meinen Eltern in deutschlandweiter „Corona-Gefangenschaft“. Ohne Princess Sophia Regatta und ohne Segeln (auf dem Wasser…). Aber eigentlich bin ich ziemlich glücklich hier bei meinen Eltern und in Sicherheit zu sein!
Wie die Corona-Maßnahmen aussehen brauche ich euch ja nicht zu erzählen: die Trainingsstätten und Vereine in Deutschland sind gesperrt, nur einige wenige Athleten sind befähigt in ihren gewohnten Bedingungen und Umfeld zu trainieren. Das Kontaktverbot ist hart, aber was haben wir ein „Glück“ das wir trotz allem durch die sozialen Medien mit so vielen Menschen in Verbindungen treten können.

 

Ich habe Kontakt zu vielen internationalen Seglern gehabt; es geht uns allen ähnlich. Manche dürfen noch segeln, andere haben es sogar noch viel schlimmer und dürfen nicht einmal mehr raus an die frische Luft.  Zu meinem Glück besteht hier in Deutschland nur ein Kontaktverbot, so kann ich wenigstens mit den Möglichkeiten, die ich habe, versuchen,  mich so gut es geht auf meine weitere Saison vorzubereiten.

 

Die weitere Saison…  viele werden es schon mitbekommen haben, viele Regatten, aber auch unsere Qualifikations-Regatten für die Olympischen Spiele sind verschoben oder gar abgesagt und gestrichen. Dies führt wohl zu einer der extremsten Planänderung im Jahr 2020! Auch die Olympischen Spiele werden nicht in diesem Jahr stattfinden, sondern sind nach einigem Zögern, um ein Jahr verschoben worden (23.07.-08.08.2021).


Wie die Verbände mit den noch ausstehenden,  zum Teil angefangenen, Qualifikationen für Olympia verfahren, gilt abzuwarten.
Eins ist jedoch klar: mein Traum von den Olympischen Spielen 2021 besteht nach wie vor!

 

Da die Corona-Trainingsmöglichkeiten zurzeit recht begrenzt sind, ist vor allen Dingen die Kreativität gefragt. Lagerkoller? … gibt es nicht! Mein normales Athletiktraining habe ich so angepasst, dass ich möglichst alle Muskelgruppen, die ich für das Segeln brauche,  im Garten trainieren kann. So wurde der Laser unterm Carport zur Hängebank mit Schotzug umfunktioniert oder am letzten Samstag sogar zum Rollwenden- und Halsen-Training „auf Pfiff“ aufgeriggt.

 

Ohne Mama und Papas Bereitschaft und Hilfe wäre das Ganze natürlich mal wieder gar nicht erst möglich! Danke!!!

 

So trägt aktuell jeder sein ganz eigenes Päckchen – ABER: gemeinsam schaffen wir das Alle und dann sehen wir uns hoffentlich, auch schon bald wieder gemeinsam im SLSV, auf dem Wasser oder auf irgendeiner (hoffentlich (!!!) stattfindenden) Regatta!
Bleibt alle gesund und munter, haltet die Ohren steif und #stayhome!

 

Alles Gute!
Eure Pia

 

P.S.: Wer Videos vom Trockentraining sehen möchte, gerne über meine Instagram-Seite Pia_Nnamlhuk